Zum Inhalt springen

Tennisschuhe im Lokal

Tennisschuhe im Lokal

Amateur-Tennis ist, wenn man mit den dreckigen Tennisschuhen in die Vereinsgaststätte läuft. Es gibt doch praktisch niemanden, der noch nie die sandig roten Tennisschuhe im Lokal an hatte.

Man merkt es meist am Aufschrei des Wirts, dass da irgendetwas faul ist. Dabei warnen eindringlich Schilder den Besucher dieses verwunschenen Ortes, dass er aufpassen muss, sobald er einen Schritt durch die Pforte wagt. Man müsste es also eigentlich besser wissen. Im Eifer des Tennisgefechts und vor lauter Erschöpfung nach unzähligen intensiven Ballwechseln dürstet es einen nach einer kühlen Erfrischung. Der von unzähligen erlaufenen Stopps und Lobs geschundene lebende Kadaver schleppt sich mit letzter Kraft vom Platz in Richtung der Vereinsgaststätte. Vorhandene Warnhinweise, die darauf hinweisen, dass das Betreten mit Tennisschuhen verboten ist, werden nicht mehr wahrgenommen. Wie auch? Der Körper ist darauf programmiert zu funktionieren, ja eigentlich sogar einfach nur zu überleben.

Also natürlich kann es auch sein, dass man einfach nur zur taktischen Pinkelpause durch die Gaststätte muss. Je nach Spielstand ist der Körper da eigentlich noch frisch. Das tut aber der Dramatik Abbruch, deshalb wieder zurück zur alten Geschichte.

Mit letzter Kraft stemmt man sich gegen die geschlossene Tür des Restaurants, in der Hoffnung sie möge aufgehen. Mit Erfolg! Die Tür gibt langsam nach. Und mit dem nächsten Schritt, sind die roten, sandigen Tennisschuhe im Lokal. Der Körper des Spielers bzw. der Spielerin ist nur ein Anhängsel. Da Tennisschuhe aber weder Warnschilder lesen noch das wütende Gebrüll des Gastwirts hören können, richtet sich die anschließende Schimpftirade nicht gegen eben jenen Verschmutzer des Bodens. Stattdessen richtet sie sich gegen das im Luftzug dahin wabernde Anhängsel namens Körper.

Nicht selten sieht man in diesen Momenten, wie dahin geschundene Körper ihren 7. oder gar 8. Frühling erleben und die Sprintfähigkeit für einen kurzen Moment erwacht. Meist gepaart mit einer gazellenartigen Eleganz und Leichtigkeit, mit der der Spieler versucht bei jedem Schritt möglichst wenig des roten Goldes auf den Fliesen zu hinterlassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung